Digitalisierung, Energiekrise, Energiewende: Kaum eine andere Branche wandelt sich derzeit so gravierend wie die Energiewirtschaft. Das führt zu neuen Herausforderungen, bietet aber gleichermaßen enorme Chancen. Welche innovativen Ansätze auf dem Weg in eine nachhaltige Energiezukunft entscheidend sind, beschreibt Katrin Fuhrmann, Vorständin Energiemanagement der ENGIE Deutschland AG, im neuen „Impulse“.
"Als ENGIE möchten wir die Energiewende vorantreiben und einen nachhaltigen Beitrag zur Energiezukunft leisten – für unsere Kund:innen und für uns alle."
55 Prozent. Haben Sie diese Zahl auch kürzlich aufgeschnappt? Auf diesen Anteil beliefen sich die erneuerbaren Energien am Bruttostrombedarf in Deutschland 2024 gemäß der vor wenigen Tagen veröffentlichten Studie „Die Energiewende in Deutschland: Stand der Dinge 2024“ des Think Tank Agora Energiewende. Das ist eine gute Nachricht zum Jahresstart, denn die Publikation belegt, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien in den vergangenen Monaten sowohl eine Senkung der Stromkosten als auch eine Reduktion der CO2-Emissionen bewirkte – und sich Deutschland somit auf einem guten Weg in Richtung 80-Prozent-Ziel bis 2030 befindet. Allerdings: Während sich Solarenergie und Windkraft positiv entwickeln, verzeichnen andere Technologien und Sektoren weniger Fortgang oder gar Rückschritte.
Heißt also ganz klar: Es bleibt viel zu tun, damit die Energiewende gelingt. Dazu möchte ich gemeinsam mit meinem Team bei ENGIE einen Beitrag leisten. Falls wir uns noch nicht kennen: Mein Name ist Katrin Fuhrmann und ich lade Sie herzlich ein, sich direkt auf LinkedIn mit mir zu vernetzen! Energie ist schon immer mein Metier, zur ENGIE-Familie gehöre ich bereits seit 2009 und bin seit November 2024 als Vorständin Energiemanagement der ENGIE Deutschland AG sowie als Geschäftsführerin der ENGIE Energy Management Solutions GmbH (EEMS) tätig. Kurz ein paar Hintergrundinformationen zu unserer Organisation: Das Ziel von EEMS ist es, Unternehmen und Stadtwerke mit Energieversorgungslösungen und Risikomanagement-Dienstleistungen bei der Dekarbonisierung zu begleiten und somit zur Optimierung der Stromkosten, zur Versorgung mit grünem Strom rund um die Uhr und zur Stabilisierung des Netzes beizutragen. Wir fungieren als deutsche Plattform der internationalen Handelsabteilung ENGIE Global Energy Management & Sales (GEMS), übrigens mehrfach ausgezeichnet, unter anderem als „N°1 Energy Dealer overall“ und „N°1 Power Dealer overall“ in den Energy Risk Commodity Rankings 2024, und weltweite Nummer eins für grüne PPAs (Power Purchase Agreements) mit Kunden von Google bis hin zu BASF und Covestro in Deutschland. Hierzulande verstehen wir uns als Innovationsmotor für GEMS weltweit, da unser hoch kompetentes Team und der gut entwickelte deutsche Markt dafür die ideale Basis darstellen. Zwei Kernthemen stehen bei unserer täglichen Arbeit im Fokus: Zum einen verantworten wir die interne Optimierung der Assets von ENGIE und tragen damit zur Wertschöpfung bei. Zum anderen agieren wir als Schnittstelle zwischen der Energieerzeugung und Ihnen, unseren Kund:innen, um grüne Energie in den Markt zu bringen. Als erfahrener Player beherrschen wir dabei die Pflicht – die Lieferung von Strom und Gas – ebenso wie die Kür – innovative Zukunftsthemen, deren Nachfrage im Rahmen der Nachhaltigkeit steigt.
Viel wurde in den vergangenen Jahren bereits geschrieben über diese Zukunftsthemen und über den Wandel im Energiesektor. Keine Frage: Die zunehmende Digitalisierung, die wachsende Einspeisung erneuerbarer Energien ins Netz und die steigende Bedeutung von Nachhaltigkeit für die Industrie wie für Kommunen haben grundlegend die Art und Weise verändert, wie Energie produziert, verteilt und konsumiert wird. Und dieser Prozess ist nicht abgeschlossen, im Gegenteil wird er weiter an Fahrt aufnehmen. Dabei stehen im Zentrum des Diskurses bislang vor allem der Ausbau der erneuerbaren Energien – Stichwort: 55 Prozent – und der Ausbau des Netzes. Zweifelsohne stellen beide wichtige Pfeiler der Energiewende dar – doch bei weitem nicht die einzigen. Ich freue mich, Ihnen in diesem Editorial vielleicht den ein oder anderen neuen Impuls mitgeben zu können, wie wir bei ENGIE mit innovativen Technologien und neuen Ansätzen die Dekarbonisierung bei unseren Kund:innen beschleunigen und die Energiezukunft gestalten möchten.
Eine entscheidende Rolle spielt meiner Ansicht nach die Flexibilität auf dem Energiemarkt: Wir brauchen mehr Flexibilität für einen kosteneffizienten Umbau unseres Energiesystems; insbesondere, da der Netzausbau nicht – noch nicht! – in der erforderlichen Geschwindigkeit vonstatten geht. Wenn wir aufgrund des Ausbaus der erneuerbaren Energien künftig deutlich mehr Erzeugungsleistung gegenüber dem heutigen fossilen Kraftwerkspark erzeugen könnten: Wollen wir den Überschuss dann einfach abregeln oder diesen sinnvoll speichern? Sie merken schon, eigentlich ist das eine rhetorische Frage. Sie legt nahe, dass wir viel, sehr viel mehr Speicherkapazitäten benötigen als derzeit vorhanden. Das Fraunhofer-Institut geht davon aus, dass sich in Deutschland der Bedarf an großen Batteriespeichern auf 100 Gigawatt bis 2030 erhöhen wird. Diese gespeicherte Energie werden wir zum einen zur physikalischen Netzstabilisierung benötigen. Zum anderen brauchen wir sie jedoch zur Portfoliooptimierung in Handel und Belieferung. Die Nachfrage nach PPAs steigt: Abnahmeverträge für Grünstrom in der energieintensiven Industrie kennen wir schon lange, nun werden diese auch für den Mittelstand und für Zulieferunternehmen wichtiger. Dabei wünschen sich immer mehr Kund:innen 100 Prozent Grünstrom, und zwar 24/7. Aus meiner Sicht ist das langfristig die logische Konsequenz der Energiewende. Wir bei ENGIE versuchen, diesem Wunsch bereits heute nachzukommen: Insbesondere durch das Einbinden von Batteriespeichern (BESS, auf Englisch Battery Energy Storage Systems) gestalten wir das ENGIE-Portfolio zunehmend flexibler. Dadurch ermöglichen wir eine bessere Integration der erneuerbaren Energien in das System – und sichern uns gleichzeitig besser gegen die Volatilität der Märkte ab.
Neben der Flexibilität liegt mir ein weiteres Thema am Herzen, nämlich grüne Gase. Wasserstoff und Biomethan sind die umweltfreundliche Energie der Zukunft – und können als solche die Transformation zur Klimaneutralität maßgeblich vorantreiben. Insbesondere erneuerbare, kohlenstoffarme Wasserstoffquellen stellen eine zentrale Voraussetzung für die notwendige, groß angelegte Dekarbonisierung von Industrie und Versorgungsunternehmen dar. Und: Beide Technologien, Wasserstoff wie Biomethan, sind einsatzbereit. Bei ENGIE sind wir stolz darauf, dass wir diese bereits bei zahlreichen Projekten entlang der gesamten Wertschöpfungskette nutzen. In der Gruppe setzen wir aktuell einen Fokus darauf, ein diversifiziertes Wasserstoffportfolio aufzubauen, um den Bedarf an Wasserstoff für unsere Kund:innen abzusichern und dabei die Herausforderungen der jeweiligen Branchen abzudecken. Zudem haben wir Mitte 2024 gemeinsam mit BASF einen langfristigen Biomethan-Abnahmevertrag in Europa unterzeichnet, in dessen Rahmen unser Team die BASF an den Standorten Ludwigshafen und Antwerpen mit 2,7 bis 3,0 Terawattstunden Biomethan beliefert. Und nicht zuletzt befassen wir uns intensiv mit erneuerbarem Erdgas (e-NG). Wir sehen hier Potenzial und arbeiten dazu mit TURN2X, einem Spin-off des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), zusammen. Gemeinsam möchten wir die Dekarbonisierung der Industrie forcieren und setzen uns dafür ein, e-NG in Sektoren – in erster Linie an Fabriken mit hohem Energieverbrauch – zu liefern, die für die Dekarbonisierung auf grüne Gase angewiesen sind.
Sie sehen: Wir haben viel vor bei ENGIE. Und wir werden diesen Weg mit viel Energie weitergehen, für Sie als unsere Kund:innen und für uns alle. Denn ich bin davon überzeugt, dass die erfolgreiche Transformation zur Klimaneutralität gelingen kann. Zusammengefasst müssen dafür aus meiner Sicht verschiedene Elemente in Zukunft ineinandergreifen: Wir müssen mehr erneuerbare Energien erzeugen und diese grüne Energie speichern. Ebenso sind wir gefordert, die Verteilung zu sichern und energiewirtschaftliches mit energietechnischem Know-how für die punktgenaue Bereitstellung von Energie zu kombinieren. Wo sehen Sie hier die größten Chancen, wo vielleicht Schwachstellen? Ich freue mich auf den Austausch mit Ihnen per E-Mail oder auf LinkedIn!
Ihre
Katrin Fuhrmann
Vorständin Energiemanagement der ENGIE Deutschland AG