Wasserstoff ist ein Eckpfeiler für die erfolgreiche Dekarbonisierung und für das Erreichen der deutschen und der europäischen Klimaziele. Beides bedarf entsprechender Infrastruktur mit Transportleitungen und Speichern. Wie Storengy Deutschland, ein Unternehmen der ENGIE-Gruppe, mit dem Projekt SaltHy genau an dieser Stelle ansetzt, führt Geschäftsführer Daniel Mercer in diesem „Impulse“ aus.
Die Versorgungssicherheit gewährleisten und gleichzeitig die Dekarbonisierung forcieren – es sind wahrlich keine einfachen Aufgaben, denen sich die Energiebranche aktuell gegenübersieht. Mehr denn je gilt es, neuartige Lösungen zu entwickeln und alternative Energieträger voranzutreiben, um in einem sich stark wandelnden Umfeld ein sicheres Energiesystem für die Zukunft aufzubauen. Dazu möchten wir von Storengy Deutschland, einem Unternehmen der ENGIE-Gruppe, als ein führender Spezialist für die unterirdische Erdgas- und Wasserstoffspeicherung in Europa beitragen. Sollten wir uns noch nicht persönlich kennen, möchte ich mich Ihnen kurz vorstellen: Mein Name ist Daniel Mercer, seit 1. Oktober 2023 bin ich als Geschäftsführer der Storengy Deutschland tätig und engagiere mich in dieser Funktion gemeinsam mit meinem gesamten Team für Klimaneutralität. Mit Energieerzeugung und -wirtschaft beschäftige ich mich bereits seit mehr als 20 Jahren – kontaktieren Sie mich zum direkten Erfahrungsaustausch gerne auf LinkedIn!
Bei Storengy Deutschland haben wir eine klare Vision: Wir möchten innovative Projekte zur Wasserstoffspeicherung und zum Umrüsten von Erdgasspeichern für die Wasserstoffspeicherung vorantreiben. Wir glauben an die „Klimahoffnung Wasserstoff“ und wollen unseren Teil leisten, um die Weichen für eine wasserstoffbasierte Energieinfrastruktur in Deutschland und in Europa zu stellen. Unser Ziel ist es, dadurch insbesondere energieintensive Industrien – wie die Chemie- und die Stahlindustrie sowie den Schwerlasttransport– auf ihrem Weg in die Klimaneutralität voranzubringen. Selbstredend muss der Ausbau erneuerbarer Energien beschleunigt und Erzeugung, Transport und Speicherinfrastruktur für die Wirtschaft muss ausgebaut werden. Doch die genannten Sektoren bringen spezielle Anforderungen mit sich, weshalb sie künftig auf gasförmige Energieträger in Form von Wasserstoff angewiesen sind. Und die Nachfrage ist enorm: In der Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie von September 2023 geht das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) in den kommenden Jahren von einem massiven Anstieg an klimafreundlich hergestelltem Wasserstoff in Deutschland von jährlich 55 Terawattstunden (2023) auf bis zu 130 Terawattstunden (2030) aus. Bis 2045 soll sich dieser Anstieg aufgrund der Klimaschutzbemühungen nochmals erheblich erhöhen, dann auf mehr als 350 Terawattstunden. Infolgedessen bedarf es hierzulande nicht nur eines starken Ausbaus der Wasserstoffproduktion, sondern gleichermaßen der Wasserstoffinfrastruktur. Denn nur wenn Strom aus erneuerbaren Energien mittels Elektrolyse in Wasserstoff umgewandelt und anschließend transportiert, flexibel genutzt und gespeichert wird, können der Umbau der energieintensiven Industrien und der Aufbau eines stabilen, kosteneffizienten Energiesystems der Zukunft gelingen. Im Kern geht es um nichts weniger als um die Versorgungssicherheit in Deutschland und in Europa. Dazu sind kurzfristiger angelegte Lösungen wie moderne Batteriespeicher ebenso unerlässlich wie Langzeitsysteme in Form von unterirdischen Wasserstoffspeichern. Ohne diese wird die Dekarbonisierung nicht gelingen; nur mit ihnen kann das Potenzial von Wasserstoff für das Erreichen der Klimaziele voll ausgeschöpft werden. Wasserstoffspeicher sind der Akku der Energiewende.
„Wasserstoffspeicher sind der Akku der Energiewende. Mit dem norddeutschen Pionierprojekt SaltHy treiben wir bei Storengy Deutschland den Markthochlauf für Wasserstoff in Europa voran.“
Exakt an dieser Stelle setzen wir mit dem Wasserstoffspeicherprojekt SaltHy in Harsefeld bei Stade, Niedersachsen, an. Dabei handelt es sich um ein Pionierprojekt in industriellem Maße und um einen der ersten Wasserstoffspeicher überhaupt in Deutschland. Derzeit befindet sich das rund 20-köpfige Kernteam der Storengy Deutschland in der Planungsphase: Wir haben die Kartierungsarbeiten gestartet, noch im Jahresverlauf 2024 sollen erste Genehmigungsunterlagen eingereicht werden. Der Beginn der Bauarbeiten ist momentan mit dem Abteufen der ersten Bohrungen für 2026 vorgesehen, sodass die Arbeiten nach aktuellem Stand im Jahr 2030/32 abgeschlossen werden und SaltHy in Betrieb gehen wird. Die Zeitschiene ist also äußerst sportlich. Die erste Kaverne ist auf ein Speichervolumen von 7.500 bis 10.000 Tonnen Wasserstoff ausgelegt; über eine zweite Kaverne mit ähnlicher Größe wird der ENGIE-Konzern 2028 entscheiden. Zum Vergleich: 7.500 Tonnen Wasserstoff entsprechen etwa dem zweimonatigen Bedarf eines Stahlwerks, das rund 140 Tonnen Wasserstoff pro Tag benötigt.
Was konkret zeichnet SaltHy aus? Mit dem Projekt erweitern wir unseren bestehenden Erdgasspeicher Harsefeld um Salzkavernen für die Untertagespeicherung von 100 Prozent Wasserstoff. Für das Team der Storengy Deutschland trifft somit unsere Wasserstoffvision auf eine bewährte Technologie, denn unsere Spezialist:innen wenden ihre Expertise aus der langjährigen Erfahrung im Bau und im sicheren Betrieb von Salzkavernenspeichern für Erdgas auf Wasserstoffspeicher an. Dementsprechend werden wir Wasserstoff sicher, effizient und wenn nötig über lange Zeiträume speichern können. Harsefeld bietet dabei ideale Rahmenbedingungen: Zum einen betreiben wir den dortigen Erdgasspeicher bereits seit 30 Jahren ohne Arbeitsunfall mit Ausfallzeit und setzen auf eine enge Zusammenarbeit mit Partnerunternehmen in der Region, das heißt wir sind gut etabliert vor Ort. Zum anderen entwickelt sich Stade aktuell zu einer Wasserstoffdrehscheibe für Import und Produktion, für Transport und Speicherung sowie für die Nutzung von Wasserstoff. Denn die geografische Lage mit anliegendem Hafen macht die Hansestadt zu einem zentralen Knotenpunkt für Handel, Logistik und industrielle Entwicklung. Um dies zu verifizieren, führten wir im März dieses Jahres eine Marktumfrage unter mehr als 20 Kund:innen durch: Die Ergebnisse bestätigen, dass deren Bedarf an künftigen Wasserstoffspeichern in der Region hoch ist.
Nicht zuletzt wird SaltHy unmittelbar an die erste Ausbaustufe des internationalen Wasserstoff-Pipeline-Netzes angeschlossen und bildet damit ein Schlüsselprojekt für den Aufbau des sogenannten europäischen H2-Backbones (European Hydrogen Backbone (EHB) Initiative). Bereits heute kommen Norddeutschland und hier vor allem der Region Stade eine wichtige Rolle als Knotenpunkt vieler Gasfernleitungen zu, die künftig auf den Wasserstofftransport umgerüstet werden können. Nach heutigem Stand eignen sich Salzkavernenspeicher – die überwiegend im Norden vorkommen – besser für das Speichern von Wasserstoff als die in Süddeutschland beziehungsweise Südeuropa verbreiteten Porenspeicher. Prognosen zeigen weiterhin, dass Wasserstoff künftig aus Überschüssen aus dem Mittelmeerraum, aus Übersee und aus Nordeuropa importiert wird. Zudem wird erwartet, dass sich Verbrauchszentren in Nord- und Westeuropa bündeln; in der Folge werden sich Wasserstoffströme vermehrt auf Deutschland zubewegen. Insgesamt wird das H2-Backbone die CO2-Emissionen um bis zu 313 Millionen Tonnen reduzieren und 330 Milliarden Euro im Vergleich zu unverbundenen Clustern einsparen. Hierfür stellt SaltHy einen bedeutenden Baustein dar.
Nicht zuletzt aus diesem Grund wurde SaltHy in die EU-Liste der „Projects of Common Interest (PCI)“ aufgenommen, was zum Zufluss von europäischen Fördergeldern und einer Beschleunigung der Genehmigungsprozesse für unser Leuchtturmprojekt führen kann. Dem kommt eine sehr hohe Bedeutung zu. Denn trotz der hohen Relevanz der Wasserstoffspeicher für das Energiesystem der Zukunft bestehen heute erhebliche Hürden im Aufbau. Insbesondere betrachte ich die fehlenden rechtlichen Rahmenbedingungen als kritisch: Es ist essenziell, dass das BMWK gute Finanzierungsmechanismen bereitstellt, um Investitionsentscheidungen für Wasserstoffprojekte zu unterstützen, das heißt, um mehr Gelder in Deutschland zu mobilisieren. Ich erwarte, dass die neue Wasserstoffspeicherstrategie des Bundes, die im Dezember 2024 vorgestellt werden soll, entsprechende politische Weichen stellt und das Mengen- und Preisrisiko in der Hochlaufphase reduzieren wird. Das Energiesystem der Zukunft ist wesentlich auf Wasserstoff angewiesen, um Versorgungssicherheit zu garantieren und die Energiewende erfolgreich zu gestalten. Deshalb muss jetzt die Wasserstoffinfrastruktur mit Speichern aufgebaut werden. Wir bei Storengy Deutschland sind hierfür bereit – und stolz darauf, mit unserem Leuchtturmprojekt SaltHy den Markthochlauf für Wasserstoff in Deutschland und in Europa voranzutreiben und zum erfolgreichen Erreichen der Klimaziele beizutragen.
Liebe Leserinnen und Leser, welche Fragen stellen sich Ihnen zu unserem Leuchtturmprojekt SaltHy? Oder dürfen mein Team und ich Sie allgemein zum Thema Wasserstoff beraten? Ich freue mich von Ihnen zu hören, per E-Mail oder auf LinkedIn!
Herzlichst
Daniel Mercer
Geschäftsführer der Storengy Deutschland GmbH