Welchen Beitrag können Fassaden für die Energieeffizienz von Gebäuden und für ein besseres Stadtklima leisten? Welche innovativen Konzepte gibt es derzeit auf dem deutschen Markt und wie bewähren sich diese in der Praxis? Antworten auf diese und weitere Fragen lieferte das Expertenpanel, das die ENGIE Deutschland GmbH, einer der deutschlandweit führenden Spezialisten für gebäudetechnischen Anlagenbau, Facility- und Energiemanagement, bei den Berliner Energietagen am 9. Mai 2018 veranstaltete. „Intelligente Fassadentechnik ist ein Teil der energetischen Gebäudesanierung und als solche wesentlich, um die nationalen Klimaschutzziele zu erreichen“, sagte Dr. Frank Höpner, Leiter Strategie von ENGIE Deutschland. „Deshalb treiben wir bei ENGIE entsprechende Fassadenkonzepte voran und arbeiten für unsere Kunden an innovativen Lösungen, die die Effizienz steigern und für eine nachhaltige Energiezukunft relevant sind.“
Geballtes Expertenwissen beim Panel
Rund 200 Fachleute aus den Bereichen Architektur, Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft nahmen an dem Panel teil, das von Christian Noll, geschäftsführender Vorstand der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz e. V. (DENEFF), moderiert wurde. Fünf Expertenvorträge bildeten dabei den Rahmen: Hans Erhorn vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik wies in seinem Impulsvortrag auf das enorme ungenutzte energetische Potenzial von Fenster- und Fassadenflächen hin, das derzeit in Deutschland bestehe. Würden allein die bestehenden Außenwandflächen der Wohngebäude in Deutschland moderat mit Photovoltaik-Elementen oder anderen innovativen Technologien bestückt, ließe sich darüber etwa ein Drittel des Strombedarfs unserer Haushalte verbrauchernah erzeugen; der grüne Strom müsste nicht aufwendig vom Norden in den Süden transportiert werden. Allerdings sei bei komplexeren Bauprojekten ein technisch-funktionaler Mock-up-Test der Fassaden bereits vor der Ausführung unerlässlich: „Innovative Fassaden sind ein Spezialgebiet: Sie stellen eine Mischung von Maschinen-, Leicht- und Metallbau, Glaswesen sowie Haustechnik dar und zeichnen sich durch hohe bauphysikalische Anforderungen aus. Deshalb muss eine kontinuierliche Qualitätssicherung gewährleistet sein, um mögliche Schwachstellen der Fassade rechtzeitig zu identifizieren“, so der Leiter der Abteilung Energieeffizienz und Raumklima vom Fraunhofer-Institut. Anschließend referierte Steffen Haller, Niederlassungsleiter Energiemanagement von ENGIE, zum Thema „Wie lassen sich Nachhaltigkeit, Innovation und Lebenszykluskosten miteinander verbinden?“. Dabei betonte der Energieexperte: „Intelligente Fassaden müssen immer im Gesamtzusammenhang des Gebäudes bewertet werden. Damit die Potenziale von Fassaden für Energieeinsparungen tatsächlich realisiert werden können, muss man die gesamte Gebäudeautomation und Anlagentechnik einbeziehen. Bei Betrachtung der Lebenszykluskosten ist damit auch die Fassadensanierung im Rahmen eines Energiespar-Contractings wirtschaftlich darstellbar.“
Vielversprechende Ansätze für innovative Fassaden
Mit ökologischen Gesamtkonzepten und Gebäudebegrünung befassten sich Brigitte Reichmann von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen in Berlin und Marco Schmidt von der Technischen Universität Berlin. „Begrünte Gebäude haben positive Auswirkungen auf die Lebensqualität, die Verdunstungskühlung und die biologische Vielfalt. Bei entsprechender Eignung ist auch eine Nutzung der Gebäude für die urbane Landwirtschaft möglich. Wichtig ist bei allen Maßnahmen der Gebäudebegrünung, die Qualität klar zu definieren und die Wartung und Pflege zu sichern“, resümierte Brigitte Reichmann und stellte Berliner Projekte rund um Wand- und Fassadenbegrünung vor. Nachfolgend standen beim Vortrag von Heliatek neue Möglichkeiten der dezentralen Energieerzeugung im Fokus: „Heliatek arbeitet an Lösungen für die Dezentralisierung und Dekarbonisierung der Energieerzeugung. Bei Fassaden lässt sich das über die organische Solarfolie HeliaFilm® erreichen, die in Fassaden und Fenster integriert werden kann“, berichtete Jean-Philippe Nauwelaers aus dem Bereich Business Development von Heliatek. Zum Abschluss der Veranstaltung zeigte Rudi Scheuermann von Arup Deutschland einen alternativen Ansatz zum Umgang mit Gebäudehüllen auf: „Unsere Forschungen haben ergeben, dass die Lebensqualität durch den Einsatz von sowohl extensiven – also natürlichen, ungenutzten – als auch intensiven – also angelegten, genutzten – Grünflächen in der Stadt erheblich gesteigert werden kann. Dabei sind auch kreative und interdisziplinäre Ansätze im Bereich der Fassaden gefragt. In ihrer Gesamtheit können sie dazu beitragen, die Luftqualität zu verbessern, Energie einzusparen und das Wohlbefinden der Stadtbewohner zu steigern“, fasste der Direktor des Architekturbüros zusammen.
ENGIE forciert Fachdiskussion
Die Resonanz der Teilnehmer auf das Expertenpanel war durchweg positiv. Besonders gut kam die abschließende Podiumsdiskussion aller Referenten unter dem Titel „Intelligente Fassaden – Wie praxistauglich sind die unterschiedlichen Konzepte für Gebäudebestand und Stadtentwicklung?“ an, an der neben den Referenten auch Annette von Hagel von der PKS Kommunikations- und Strategieberatung GmbH teilnahm. Weitere Informationen zu den Berliner Energietagen sind online erhältlich unter energietage.de.