Weht jetzt der „Wind of Change“ für die erneuerbaren Energien und für die Klimaneutralität in Deutschland? Das war mein erster Gedanke, als ich vor wenigen Tagen hörte, dass die Bundesnetzagentur bei der jüngsten Windauktion erstmals seit 2017 einer Rekordmenge von 240 Windturbinen mit einer Gesamtleistung von 1100 Megawatt den Zuschlag gab. Es war die zweite von insgesamt drei Ausschreibungen für Windenergie-Anlagen an Land, die die Agentur jährlich durchführt und bei denen sie jeweils Zuschläge an die Bewerber:innen mit dem niedrigsten Förderbetrag erteilt. Falls Sie nun dieselbe Hoffnung hegen wie ich, liebe Leser:innen, muss ich Ihre wie meine Euphorie leider bremsen. Zwar dürfen wir dies sehr wohl als Signal dafür verstehen, dass es in Sachen Windenergie hierzulande – endlich – ein Stückchen vorwärts geht. Jedoch: Das reicht lange nicht aus. Wir brauchen mehr, viel mehr.
Der Ausbau der Windenergie ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Deshalb braucht es einen Masterplan, der die bundespolitischen Klimaziele auf die Lokalebene herunterbricht.
Denn das Ziel steht unausweichlich fest: Das Klimaschutzgesetz der Bundesregierung sieht vor, dass Deutschland bis zum Jahr 2045 klimaneutral ist und bereits bis zum Jahr 2030 der Treibhausgas-Ausstoß um mindestens 65 Prozent gegenüber 1990 reduziert wird. Ebenso ist klar, dass bis 2022 alle Kernkraftwerke abgeschaltet werden sollen und dass bis spätestens 2038 der vollständige Kohleausstieg erfolgen soll. Konsens herrscht weiterhin darüber, dass die erneuerbaren Energien eine zentrale Säule der Energiewende darstellen, um Kernkraft und Kohle zu substituieren. Der Zubau neuer Windkraftanlagen bleibt essentiell; darüber sind sich alle Parteien einig. Wieso also sind die Entwicklungen in puncto erneuerbare Energien und insbesondere Windenergie hierzulande nicht schon viel weiter gediehen?
Die Antwort ist eigentlich keine Neuigkeit, sie begegnet mir und meinem Team aus dem Geschäftsbereich Renewables seit langem in Gesprächen mit Politiker:innen, Projektpartner:innen und Kund:innen: Wir bewegen uns in einem Spannungsfeld. Auf der einen Seite befindet sich die Bundespolitik, welche die Klimaziele setzt und erneuerbare Energien vorantreibt. Und auf der anderen Seite stehen die Länder, Städte und Kommunen, die die entsprechenden Standorte für Photovoltaik- und Windkraftanlagen bereitstellen müssen. Und hier tut sich ein riesiger Gap auf: Es mangelt an einem klaren Konzept, das den Weg vorgibt, wie die bundespolitischen Klimaziele durch Länder und durch Gebietskörperschaften sowie Kommunen realisiert werden. Anders gesagt: Die Klimaziele müssen seitens der Politik auf die Lokalebene heruntergebrochen werden. Aus meiner Sicht braucht es einen Masterplan für jede Gemeinde, der konkrete Handlungsanweisungen aufzeigt – und dabei realistisch bleibt, sodass keine Überforderung einzelner Kommunen entsteht. Das ist der frische Wind, den wir brauchen – und zwar dringend.
Denn Fakt ist: Wenn sich die Zubauraten im Wind-Onshore-Bereich so weiterentwickeln wie in den vergangenen drei Jahren, ist es schlichtweg unmöglich, dass Deutschland das 65-Prozent-Klimaziel bis 2030 erreicht. Wir brauchen die Windenergie, um den Klimawandel einzudämmen. Ländliche Gegenden sind hier in besonderer Weise gefordert, denn faktisch sind die benötigten Flächen in Städten nicht vorhanden. Natürlich kann ich nachvollziehen, dass viele Menschen Windkraftanlagen nicht ästhetisch finden und sich unter anderem um mögliche Schallimmissionen sorgen. Doch es geht um so viel mehr: Kernkraft- und Kohleausstieg sind beschlossen, Erdgas ist in der Diskussion, Klimaneutralität muss das zentrale Ziel sein. Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, zu der jede:r einen Beitrag leisten muss. Es handelt sich um eine Frage der Solidarität, bei der meines Erachtens sowohl die Planer:innen und Betreiber:innen der Anlagen als auch die Anwohner:innen vor Ort in der Pflicht sind. Denn eines steht fest: Nur gemeinsam können wir die globale Erwärmung bekämpfen und unsere grüne Zukunft gestalten. Und es werden ja weiterhin Anreize geschaffen: So werden beispielsweise Gemeinden, deren Gebiet sich innerhalb eines 2,5-Kilometer-Umkreises um ein Windrad befindet, finanziell am Windpark beteiligt und können gemäß des EEGs einen monetären Ausgleich in Höhe von 0,2 Cent/Kilowattstunde aus den Anlagen erhalten.
Auf diesem Weg stehen wir von ENGIE Deutschland Ihrem Unternehmen als Partner zur Seite – mit voller Überzeugung. Mit unserer „Zero Carbon Transition as a Service“-Strategie haben wir den Eigenanspruch erhoben, Kund:innen mit umweltfreundlichen Produkten und Dienstleistungen beim Übergang in die Klimaneutralität zu begleiten. Erneuerbare Energien sind ein Eckpfeiler dieser Strategie. Weltweit macht die ENGIE-Gruppe seit Jahren kräftig Wind: So verfügen wir aktuell über 8500 Megawatt installierte Onshore-Windenergieleistung weltweit, davon rund 5000 Megawatt in Europa im Eigenbetrieb von ENGIE beziehungsweise in Joint Ventures. Damit gehören wir zu den führenden Unternehmen in Europa. In Deutschland betreiben unsere Expertenteams aktuell 13 eigene sowie zwei Windparks für Dritte mit insgesamt knapp 300 Megawatt installierter Leistung. Und wir möchten unsere Aktivitäten in den kommenden Jahren deutlich ausbauen – dafür sind wir übrigens auf der Suche nach neuen Kolleg:innen, die in unserem Renewables-Team die Energiewende mit voranbringen möchten.
„Wind of Change“ für den Klimaschutz – was braucht es aus Ihrer Sicht, damit wir frischen Wind in die Energiewende bringen? Ich freue mich auf den Austausch mit Ihnen über manfred.schmitz@engie.com!
Herzlichst
Ihr Manfred Schmitz
CEO ENGIE Deutschland