Einmal im Monat teilt Manfred Schmitz, CEO der ENGIE Deutschland, seine Sicht auf aktuelle Themen. In der fünften Ausgabe seiner Kolumne geht es um das Thema Klimaneutralität.
Manchmal liest man einen kleinen Satz, der lange im Gedächtnis hängen bleibt. So erging es mir in der vergangenen Woche. „Our special report shows the pathway to net zero by 2050 is narrow but still achievable if governments act now”, twitterte Fatih Birol, Executive Director der Internationalen Energieagentur (IEA) im Zuge der Vorstellung des weltweit ersten Stufenplans für den globalen Energiesektor. Wenn Regierungen unverzüglich handeln … Tun sie dies? Vor wenigen Monaten verkündigte der größte CO2-Produzent China, dass das Land bis 2060 klimaneutral werden wolle. Vor wenigen Wochen meldete sich US-Präsident Joe Biden bei einem virtuellen Klimagipfel mit nachgebesserten Klimazielen bis 2050 zurück. Und vor wenigen Tagen schließlich schärfte die deutsche Bundesregierung die Klimaziele nach; bereits 2045 und damit fünf Jahre früher als geplant wollen wir hierzulande Klimaneutralität erreichen.
Wirtschaft, Politik und Gesellschaft stehen vor einer historischen Herausforderung.
Den Weg in eine klimaneutrale Zukunft können wir nur gemeinsam gehen.
Die internationale Klimapolitik ist also in Bewegung. Jedoch: Das alleinige Versprechen von ambitionierten Klimazielen reicht nicht aus. Diese Zusagen müssen auch eingehalten werden. Dabei geht es nicht ums Ob, sondern vielmehr ums Wie. Darauf muss meines Erachtens nach – endlich! – ein stärkerer Fokus als bisher gelegt werden. Die Alarmstufe dafür steht auf Rot – sogar auf Dunkelrot, meine ich. Dabei wird der Weg über Verzichte und Verbote und in der Folge über eine wahrscheinliche Senkung des Lebensstandards aus meiner Sicht keinesfalls zum gewünschten Erfolg führen; im Gegenteil, wir werden die Akzeptanz sehr vieler Menschen verlieren. Ich bin überzeugt: Viel mehr werden wir erreichen, wenn wir mit Hochdruck an der Entwicklung klimafreundlicher Technologien arbeiten, wenn wir Innovationen fördern – in Deutschland, in Europa, auf der ganzen Welt. Wir sollten intelligente Lösungen finden, um die Emissionen zu senken bei gleichzeitiger Beibehaltung unseres Lebensstandards. An diesem Ziel arbeiten unter anderem auch die 900 Expert:innen in den acht Forschungszentren im ENGIE-Konzern, und daran arbeiten wir in Projekten mit unseren Kund:innen.
Lassen Sie uns die Situation in Deutschland einmal näher betrachten. 2045 mag weit weg klingen; das ist es aber keinesfalls. Denn Klimaneutralität bis 2045 bedeutet, dass Unternehmen ihre heutigen Investitionen in Anlagen, Gebäude und Infrastruktur auf dieses Ziel hin ausrichten müssen. Aus vielen Gesprächen mit Kund:innen weiß ich, dass diese Tatsache zahlreiche Wirtschaftsentscheider:innen derzeit stark umtreibt. Denn gerade, aber nicht nur große Infrastrukturprojekte sind in der Regel auf Zeithorizonte von mehr als 24 Jahren ausgelegt. Auf welche Technologie setzen, um wirtschaftlich rentabel und nachhaltig zu agieren? Ich möchte nur ein Beispiel anführen: Grüner Wasserstoff ist in vielerlei Hinsicht ein zentrales Element für ein erneuerbares und nachhaltiges Energiesystem, aber momentan ist diese Technik noch weitgehend in der Pilotphase. Was also sind die Alternativen?
Nur allzu gerne würde ich Ihnen an dieser Stelle mit viel Trommelwirbel die Patentlösung hierfür präsentieren. Jedoch existiert eine solche schlichtweg nicht. Wohl aber – und das ist die gute Nachricht – gibt es bereits heute vielversprechende Technologien, deren wirtschaftlicher Einsatz von der jeweiligen Anwendung abhängt. Bei ENGIE Deutschland setzen wir daher auf einen individuellen Lösungsansatz für eine nachhaltige Energiezukunft. Und zwar nicht erst seit heute: Bereits seit Jahren hat ENGIE mit der „Zero Carbon Transition as a Service“-Strategie den Eigenanspruch erhoben, Kund:innen mit umweltfreundlichen Produkten und Dienstleistungen beim Übergang in die Klimaneutralität zu begleiten. „Zero Carbon“ beschäftigt und bewegt uns, „Zero Carbon“ ist Teil unserer DNA. Wir denken nicht in Klimaversprechen, sondern in Umsetzung, und haben den „Real Zero“-Plan mit fünf Stufen entwickelt, mittels welchem Unternehmen Klimaneutralität zuverlässig erreichen können. Mit unserer Expertise stehen wir als Partner allen Firmen und Organisationen zur Seite, die auf Basis der heutigen technischen Möglichkeiten Entscheidungen in einem ökologisch und ökonomisch erfolgsversprechenden Rahmen von morgen treffen müssen. Dazu gehört, dass wir entsprechende Fördermöglichkeiten für grüne Investitionen durch Stadt, Land, Staat und/oder Europäische Union berücksichtigen, unsere Kund:innen zu passenden Programmen beraten und auf Wunsch die komplette Abwicklung übernehmen. Sprechen Sie unsere Spezialist:innen bei Bedarf gerne an!
Liebe Leser:innnen, auf dem Weg in die Klimaneutralität müssen wir derzeit sicherlich oftmals in Übergangslösungen denken. So gehen wir übrigens auch intern bei ENGIE Deutschland vor. Um Ihnen ein Beispiel zu nennen: Einen Fokus legen wir darauf, Gas so effizient wie möglich einzusetzen. Beispielsweise bei unseren Tochterunternehmen Energie SaarLorLux, wo wir mit dem Neubau des Gasmotorenkraftwerks Römerbrücke (GAMOR) 2022 den Kohleausstieg in Saarbrücken realisieren, und Energieversorgung Gera, wo wir die Fernwärmestruktur umgestellt und Heizkraftwerke mit insgesamt neun gasbetriebenen Blockheizkraftwerken (BHKW) und sechs Gaskesselanlagen errichtet haben. Und weltweit sieht die ENGIE-Gruppe einen integrierten Ansatz für Energiesysteme, der erneuerbare Energien mit erneuerbaren Gasen kombiniert, als den Schlüssel, um Resilienz, Versorgungssicherheit und Dekarbonisierung zu gewährleisten. Unser Anspruch ist es, dank unserer langjährigen Erfahrung im Strom- und im Gasbereich als „Early Mover“ bei der Entwicklung zukunftsorientierter Lösungen zu agieren – für uns und für unsere Kund:innen weltweit.
Diesen Fortschritt können wir nur Schritt für Schritt erreichen. Kontinuierlich optimieren, die Energieeffizienz maximieren – so lautet daher der erste Schritt im „Real Zero“-Plan von ENGIE Deutschland, und das setzt unser Team konsequent für Kunden wie Ritter Sport um. Denn wo kein CO2 erzeugt wird, muss kein CO2 wieder eingespart oder neutralisiert werden. Jeder Schritt zu mehr Energieeffizienz und weniger CO2 ist wichtig auf dem Weg zur Klimaneutralität. Und vor allem brauchen wir jeden Schritt, denn das Erreichen der Klimaziele wird ein Kraftakt und ein gigantischer Change-Prozess für uns alle. Wirtschaft, Politik und Gesellschaft stehen vor einer historischen Herausforderung. Ohne Umschweife verdeutlicht der Stufenplan für den globalen Energiesektor der IEA die Dringlichkeit der Situation: „Despite the current gap between rhetoric and reality on emissions, our Roadmap shows that there are still pathways to reach net zero by 2050. The one on which we focus is – in our analysis – the most technically feasible, cost-effective and socially acceptable. Even so, that pathway remains narrow and extremely challenging, requiring all stakeholders – governments, businesses, investors and citizens – to take action this year and every year after so that the goal does not slip out of reach.”
In diesem Sinne kann der Bericht durchaus als Weckruf verstanden werden. Ich erhoffe mir, dass davon eine Signalwirkung, ein Aufbruch zur Klimaneutralität ausgeht. Die Welt muss stärker ins Handeln kommen. Schmal und herausfordernd ist der Weg in eine klimaneutrale Zukunft, und gehen können wir ihn nur gemeinsam. Vor uns liegt ein hartes, aber unausweichliches Stück Arbeit. Was sehen Sie dabei als wichtigste Stellschraube? Ich freue mich, wenn Sie mir dazu über manfred.schmitz@engie.com Ihre Einschätzung verraten.
Herzlichst
Ihr Manfred Schmitz
CEO ENGIE Deutschland