„Deutschland steht vor einer fundamentalen Transformation der Energielandschaft. Dies ist eine große Aufgabe. Wir bei ENGIE werden einen Beitrag zur nachhaltigen Energiezukunft leisten.“
Schon sind wir im Februar angelangt. Erging es Ihnen auch so, dass der Jahresstart 2024 regelrecht vorbeirauschte? Ich halte es für wichtig und richtig, dass in der Energiewirtschaft derzeit so vieles in Bewegung ist. Doch dazu gleich mehr. Zunächst möchte ich mich Ihnen kurz vorstellen: Mein Name ist Eric Stab, ich vertrete seit dem 1. Juni 2023 als Country Manager und CEO der ENGIE Deutschland AG die ENGIE-Gruppe in Deutschland. Weiterhin verantworte ich operativ die Geschäftseinheit Netze und Infrastruktur der ENGIE in Deutschland und als Managing Director Europe die europäischen Netzaktivitäten der ENGIE-Gruppe. Zuletzt leitete ich mehr als 13 Jahre ENGIE Rumänien als Country Manager und CEO. Mit der Rückkehr nach Deutschland geht es für mich quasi „back to the roots“, denn in Berlin habe ich in den 1990er Jahren meine Karriere begonnen. Ich freue mich über die Möglichkeit, meine Expertise und meine Erfahrung nun hier einbringen zu dürfen und gemeinsam mit meinen Kolleg:innen unsere Kund:innen in Deutschland bestmöglich auf ihrem Weg in die Klimaneutralität zu begleiten. Manche von Ihnen habe ich in den vergangenen Monaten bereits persönlich treffen dürfen und erhoffe mir, auch durch dieses Impulse-Format in unserem Zero-Carbon-Magazin den Austausch zu intensivieren. Vernetzen Sie sich gerne auch auf LinkedIn mit mir!
Mein Beginn bei ENGIE in Deutschland fiel und fällt in eine Zeit, in der wir gefordert sind, zentrale Weichen für die Zukunft zu stellen. Unser Land soll klimaneutral werden, soll sicher und wirtschaftlich erfolgreich bleiben. Dies erfordert eine fundamentale Transformation der Energieversorgung. Sowohl Politik als auch Wirtschaft sind gefragt wie nie zuvor, zielorientierte, realistische Lösungen zu entwickeln und umzusetzen, die die Energiewende hierzulande deutlich beschleunigen und damit letztendlich die Zukunftsfähigkeit unseres Landes sichern. Das ist eine enorm große Aufgabe. Es ist unser Anspruch bei ENGIE, dazu einen Beitrag zu leisten. Als Gruppe richten wir uns klar auf Klimaneutralität aus und möchten einen Unterschied machen – in Deutschland, in Europa und weltweit. Unser Ziel ist es, den Übergang zur Klimaneutralität zu beschleunigen. Wir sind eine globale Referenz im Bereich kohlenstoffarmer Energien und Dienstleistungen und haben uns auch für Deutschland große Ziele gesetzt. Konkret werden wir unsere Aktivitäten in den folgenden Bereichen vorantreiben.
Unser erster Fokus liegt darauf, in erneuerbare Energien zu investieren – und zwar massiv. Im gesamten ENGIE-Konzern verzeichnen wir derzeit 7,6 Gigawatt erneuerbare Erzeugungskapazitäten im Bau (Stand: September 2023). In Deutschland haben wir uns vorgenommen, unsere Onshore-Wind- und Solaranlagen um jährlich 200 Megawatt ab 2025 zu erweitern. Übrigens zählt das Repowering des Onshore-Windparks in Karstädt in Brandenburg zu unseren Erfolgsprojekten 2023 in diesem Bereich. Über die Erneuerbaren hinaus konzentrieren wir uns auf Netze und auf Gasspeicher: Bei ENGIE sind wir uns darüber bewusst, dass Erdgas als Brückenenergieträger weiterhin eine Schlüsselrolle zukommt. Wir bekennen uns gleichermaßen zum schrittweisen Übergang zu grünen Molekülen wie Biomethan und Wasserstoff. Da wir diese als Treiber auf dem Weg zur Klimaneutralität betrachten, bringen wir entsprechende Projekte auch in Deutschland voran. Weiterhin erachten wir die flexible Energieerzeugung und -speicherung als elementar – sowohl für die Integration der erneuerbaren Energien als auch für das Gelingen der Energiewende insgesamt. Daher haben wir uns als Ziel gesetzt, als ENGIE ein wichtiger Player in diesem Bereich zu werden und auf dem deutschen Markt bis 2030 Batteriespeicherkapazitäten im Gigawattbereich anzubieten. Nicht zuletzt positionieren wir uns noch stärker als Investitionspartner und als Experte für die Dekarbonisierung von Unternehmen, Kommunen und Stadtwerken: Rund 5.500 Fachkräfte entwickeln und realisieren bundesweit für mehr als 12.000 Unternehmenskunden zielgerichtete, zukunftsfähige Lösungen, um „echte“ Klimaneutralität, also „Net Zero“, zu erreichen. Dabei sind wir für Organisationen und Firmen aller Größen und aus diversen Wirtschaftszweigen im Einsatz, von der Industrie über Rechenzentren und Krankenhäuser bis hin zu innovativen Quartiersprojekten.
Kurz gesagt: Wir bei ENGIE haben eine klare Vision und einen definierten Plan, wie wir künftig eine größere Rolle auf dem deutschen Energiemarkt spielen werden. Wir möchten zum Gelingen der deutschen Energiewende beitragen. Mehr noch: Wir möchten sie beschleunigen. Aber seien wir realistisch: Die große Transformation hin zur Klimaneutralität kann nur im Schulterschluss gelingen. Meiner Ansicht nach müssen Energiewirtschaft und Politik jetzt an den richtigen Stellschrauben drehen, wenn sich die Energielandschaft in Deutschland wie geplant verändern soll. Zweifelsohne wollen wir alle den Kohleausstieg und eine Stärkung der erneuerbaren Energien; auch gesellschaftlich ist die Energiewende längst Konsens. Jedoch: Bis zum ersten wichtigen politischen Meilenstein 2030 bleiben lediglich noch sechs Jahre. Damit wir die ersten Zielmarken erreichen, sind mehr Tempo und klare politische Leitplanken unabdingbar.
Beim Thema Flexibilität ist also der „große Wurf“ nötig. Neben schnell verfügbaren Kraftwerken werden Batteriespeicher als Back-up dienen müssen. Rund 100 Gigawatt an Batteriespeicherkapazität bis 2030 – von diesem Bedarf geht das Fraunhofer Institut für Energieforschung in Freiburg in einer Studie aus. Zum einen ist die gespeicherte Energie nötig zur physikalischen Netzstabilisierung. Zum anderen werden wir diese zur Portfoliooptimierung in Handel und Lieferung einsetzen. So stellen wir bei ENGIE Deutschland bei unseren Kund:innen zunehmend die Nachfrage bei Power Purchase Power Agreements (PPA) nach 100 Prozent Grünstrom 24/7 fest – eine logische Forderung mit Blick auf die Klimaziele. In anderen Worten: Das Wachstum der erneuerbaren Energien verlangt konsequenterweise nach einem adäquaten Ausbau der Speicherkapazitäten.
Und ich möchte noch einen Gedanken einbringen: Es macht unseres Erachtens Sinn, Strom-, Wärme- aber auch Gasnetze koordiniert zu planen und auch weiterzuentwickeln. Natürlich gibt es einen offensichtlichen Trend zur weiteren Elektrifizierung der Energienachfrage und zum Ausbau von Fernwärmenetzen. Es wäre aber falsch, davon auszugehen, dass Gasverteilnetze keine Zukunft haben. Sie sind da, oft weitestgehend abgeschrieben und bieten eine sichere und wettbewerbsfähige Versorgung. Auch wenn die verteilten Mengen zweifelsohne zurückgehen werden, können Gasnetze nicht nur Wasserstoff verteilen, sondern auch, und das sofort, Biomethan und morgen bzw. übermorgen E-Methan. Der Vorteil ist, dass diese Lösungen, vorausgesetzt man baut sie wirklich aus, schnell verfügbar sein können, nachhaltig sind und der Kunde seine bestehenden Geräte weiterhin nutzen könnte. Eine solche Herangehensweise ist deutlich effizienter und kostengünstiger für die Gemeinschaft, als ausschließlich auf Elektrifizierung zu setzen.
Mein Fazit: Bei aller Komplexität ergibt sich sukzessive ein immer klareres Bild davon, wie wir den Weg in Richtung Net Zero technologisch beschreiten können. Jetzt müssen die richtigen politischen Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit die Energiewirtschaft ihre Innovationskraft und ihren Gestaltungswillen entfalten kann. Als ENGIE sind wir uns der Verantwortung bewusst, die die Transformation des Energiemarkts für alle Beteiligten mit sich bringt – und sind in unserem Unternehmen zielgerichtet aufgestellt, um diese aktiv mitzugestalten.
Liebe Leser:innen, welche Schritte sind aus Ihrer Sicht notwendig, damit Deutschland das Momentum bei der Energiewende nicht verliert und wir den Übergang zur Klimaneutralität beschleunigen? Schreiben Sie mir gerne Ihre Gedanken und Erfahrungen zu diesem Thema. Ich freue mich darauf, mit Ihnen in Austausch zu treten!
Ihr
Eric Stab
Vorstandsvorsitzender der ENGIE Deutschland AG