Sich im Kreis zu drehen, muss nicht unbedingt etwas Schlechtes sein. Das gilt sowohl für Windkraftanlagen als auch für wirtschaftsbezogene Systeme. Die moderne Kreislaufwirtschaft ist ein zukunftstragendes Konzept – nicht zuletzt für die Windkraft. Es geht um Effizienz und Nachhaltigkeit und um die Frage, was mit altgedienten Anlagenkomponenten und Materialien nach einem Repowering passiert. Nora Wild von der Hagedorn Unternehmensgruppe, ENGIEs Partner im Rückbau von Windenergieanlagen, hat wertvolle Einblicke. In ihrem Gastbeitrag erklärt sie, wie Abfallvermeidung, Baustoff-Recycling und der Rückbau von Windkraftanlagen miteinander verknüpft sind.
Als Projektmanagerin bei Hagedorn, dem viertgrößten Abbruchunternehmen weltweit und ein leistungsstarker Rundum-Dienstleister im Bausektor, sehe ich den Klimawandel als eine Herausforderung, die eng mit dem globalen Ressourcenverbrauch verknüpft ist. Während die Nachfrage nach natürlichen Ressourcen stetig steigt, werden diese gleichzeitig knapper. Dies führt zu Preisanstiegen und Versorgungsrisiken auf den internationalen Rohstoffmärkten. Um diesen aktuellen Trend zu stoppen und umzukehren und so Klima und Wirtschaft zu stabilisieren, veröffentlichte die EU-Kommission im Jahr 2015 den Circular Economy Action Plan – ein Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft in der Europäischen Union. Ziel ist es, die Wirtschaft unabhängiger von natürlichen Rohstoffen zu machen. Wie? Indem wir möglichst geschlossene Kreisläufe nutzen. In der Kreislaufwirtschaft geht es darum, Abfälle zu minimieren, Emissionen zu reduzieren und Material- sowie Energieverluste zu begrenzen. Lasst uns so eine nachhaltige Zukunft für unser Klima und unsere Wirtschaft gestalten!
Die Abfallvermeidung sehe ich als wichtigsten Schlüssel zur nachhaltigen Zukunft. Das Gesetz zur Förderung der Kreislaufwirtschaft und Sicherung der umweltverträglichen Bewirtschaftung von Abfällen (KrWG) betont die Abfallvermeidung als oberste Priorität. In einer Abfallhierarchie wird dessen Vermeidung an erste Stelle gesetzt, gefolgt von der Vorbereitung zur Wiederverwendung, dem Recycling und der sonstigen Verwertung. Erst an letzter Stelle steht die Beseitigung. Durch die Förderung der Kreislaufwirtschaft benötigen wir weniger Rohstoffe. Das reduziert unter anderem unseren CO2-Fußabdruck, da die Herstellung oder Gewinnung von Primärmaterialien oft energieintensiv ist. Zudem stellen Primärmaterialien eine endliche Ressource dar, die nach und nach aufgebraucht wird. Um dem entgegenzuwirken, fördern wir bei Hagedorn im Einklang mit dem Kreislaufwirtschaftsgesetz das Recycling von Abfällen und die Wiederverwendung von Produkten. Um dies erfolgreich umzusetzen und die Kreislaufführung von mineralischen Bauabfällen noch effektiver zu stärken, brauchen wir die Vorrangstellung von Sekundärbaustoffen in den öffentlichen Vergaberechtsverordnungen. Damit können wir als Unternehmen vermehrt dazu beitragen, den Verbrauch von Primärressourcen dauerhaft zu verringern.
Den größten Abfallstrom bilden deutschlandweit Bau- und Abbruchabfälle: Im Jahr 2020 waren es mehr als 220 Millionen Tonnen. In regelmäßigen Monitoring-Berichten dokumentiert die Initiative Kreislaufwirtschaft Bau die aktuellen Entwicklungen im Umgang mit mineralischen Bauabfällen gegenüber der Bundesregierung. Der 13. Monitoring-Bericht basiert auf den amtlichen Daten des Statistischen Bundesamtes und beleuchtet die Umweltstatistik für mineralische Bauabfälle im Jahr 2020. Hagedorns Recycling-Baustoffe werden aus solchen mineralischen Bauabfällen gewonnen. Am effizientesten ist es, wenn möglichst viel des anfallenden Materials direkt auf der Baustelle wiederverwendet beziehungsweise verwertet wird – das minimiert den Aufwand an neuen Ressourcen und den CO2-Ausstoß unseres Unternehmens. Materialien aus dem Abbruch müssen von uns für den Wiedereinsatz aufbereitet – beispielsweise gebrochen oder gesiebt – werden. Dieser Prozess wird seit August 2023 deutschlandweit durch die Ersatzbaustoffverordnung (ErsatzbaustoffV) geregelt und geschieht bestenfalls vor Ort in mobilen Aufbereitungsanlagen. Im Jahr 2020 wurden deutschlandweit aus den Fraktionen Bauschutt und Straßenaufbruch insgesamt 76,9 Millionen Tonnen Recycling-Baustoffe hergestellt. Die Recycling-Baustoffe deckten 13,2 Prozent des Bedarfs an Gesteinskörnungen.
Das Repowering von Windkraftanlagen basiert auf dem Ansatz, veraltete Windenergieanlagen durch neue leistungsfähigere Modelle zu ersetzen. Das führt zu höheren Stromerträgen bei geringerer Anlagenzahl durch den Einsatz neuester Technik. So kann die Energiewende schnellen Schrittes voranschreiten. Die Recycling-Quoten beim Rückbau von Windenergieanlagen sind bereits heute hoch und steigen stetig. Im Sinne der Kreislaufwirtschaft werden die anfallenden mineralischen Abfälle zu Ersatzbaustoffen aufbereitet und wieder eingesetzt. Abbruchmaterial von Betonturm und Fundament werden zu Recycling-Gesteinskörnungen gebrochen. Geschotterte Wege- und Kranstellflächen können ebenfalls als Recycling-Gesteinskörnungen wiederverwendet werden. Anfallender Bodenaushub kann als mineralischer Ersatzbaustoff oder als Boden mit Bodenfunktion wieder eingebaut werden. Der Einsatz der entstandenen Ersatzbaustoffe geschieht, wenn möglich, auf der Baustelle selbst im Rahmen der Entstehung des neuen Windparks. Im Fall, dass sich dort nicht alle Recycling-Materialien verwerten lassen, werden diese beispielsweise im Straßen- und Verkehrswegebau eingesetzt.
Gemeinsam zeigen die Hagedorn Unternehmensgruppe und ENGIE beim Rückbau von Windkraftanlagen, wie Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit praktisch gelingen. Denn: Für eine nachhaltigere Zukunft müssen alle Akteure des Wertschöpfungskreislaufs Verantwortung übernehmen und kooperativ arbeiten.